Mein erster Workshop für Lehrer

Vor knapp zwei Monaten fing alles an. Über Twitter bekam ich eine Anfrage von Guido Brombach, ob ich denn Interesse habe, einem Gymnasialkollegium etwas über die neuen Medien im Unterricht zu erzählen. Gesagt, getan.

Nach einem kurzen Briefing wurde klar wo die Reise hingehen soll. Ziel war die Kaiserin Augusta Schule in Köln. Für mich war dieses Projekt doppelt aufregend. Erstens habe ich zum ersten Mal vor einem gestandenen Lehrerkollegium gesprochen und ich reiste zum ersten Mal nach Köln. Der besondere Clou: Die Fortbildung der Lehrer fand am 11.11.2009 statt, dem Beginn der Karnevalszeit.

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Wie eingangs schon erwähnt, rekrutierte Guido ein kompetentes Team für diese Fortbildung. Mit dabei waren zu Beginn der Planung Melanie Gottschalk, Lisa Rosa, Basti Hirsch, Thomas Bernhardt, Felix Schaumburg, Guido Brombach und meine Wenigkeit. Aufgrund der derzeitigen Grippewelle wurden Melanie und Felix kurzfristig außer Gefecht gesetzt und wir haben dann zu fünft den Workshop gestemmt.

Pünktlich 9 Uhr begann der Studientag. Zunächst eröffnete der Direktor, Herr Löwen, mit einer kurzen Ansprache den Studientag. Er wies daraufhin, dass es wichtig sei, sich mit den Möglichkeiten des Internets und der damit verbundenen neuen Medien zu befassen, denn die Schule kann sich davor nicht verschließen.

Anschließend zeigte Guido dem doch recht jungen Kollegium, Durchschnittsalter ca. 40 Jahre, den Film „Shift happens“.

Danach stellten wir uns und unsere Workshops kurz vor. Basti zeigte wie man Etherpad im Unterricht nutzen kann. Thomas bot ein Podcastworkshop an, Guido demonstrierte den Naturwissenschaftlern wie man Wikis im Unterricht einsetzen kann und Lisa und ich spezialisierten uns auf Weblogs im Unterricht. Hier meine Präsentation:

Doch bevor es dann in die einzelnen Workshops ging, hielt Frau Dr. Christine Ketzer, Medienpädagogin, noch einen kurzen Vortrag über die Risiken und Gefahren des Web2.0. Auch sie bot für eine kleine Gruppe einen Workshop an, in dem es eben darum ging, Schüler über die Rechte und Gefahren aufzuklären.

Nachdem ihr nun einen kleinen Überblick über die Themen des Studientags erhalten habt, werde ich nun noch meine persönlichen Eindrücke kurz vorstellen.

Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Lehrer sehr interessiert und aufgeschlossen dem Neuen gegenüber waren. Vereinzelt gab es auch ablehnende Haltungen in den Workshops. Ich kann nicht nachvollziehen wie man als Lehrer sagen kann, ich setze den PC in meinem Unterricht nicht ein, denn die Kids sitzen ja schon genug zu Hause vor den Geräten, also muss ich das doch nicht noch fördern. Bei solch blasphemischen Äußerungen frage ich mich, warum man denn Bücher einsetzen sollte? Schließlich gibt es ja auch lesende Schüler. Muss ich dann noch Lesen fördern?

Zum Glück war dies aber nur eine vereinzelte Meinung. Der Großteil des Kollegiums war offen für Neues und ließ sich auch motivieren, Produkte mit den neuen Medien zu erstellen. In meinem Workshop ist zum Beispiel dieses Französischblog entstanden. Außerdem gibt es seit wenigen Tagen einen Musiklehrer, der fleißig twittert.

Trotz der positiven Einstellung haben die Lehrer natürlich immer etwas zu meckern. So auch hier. Grundsätzlich fanden sie die Möglichkeiten und die neuen Werkzeuge gut, aber viele finden es zu zeitaufwendig, sich mit der Technik zu befassen und diese dann auch noch didaktisch im Unterricht zu nutzen. Ebenso stellen sie sich die Motivation der Schüler mit den neuen Tools umzugehen schwer vor.

In meinem Workshop, an dem eigentlich nur frischgebackene Lehrer teilnahmen, fehlte es etwas an Kreativität. Eigentlich sollten sie überlegen, wie sie nun Blogs im Fremdsprachenunterricht einsetzen können. Allerdings gab es nur recht spärliche Ideen. Auch hier wurde dann gesagt, na bevor die Schüler bloggen oder via Kommentarfunktion diskutieren, ist es doch schneller gemacht, wenn man das im Unterricht tut.

Ich kann die Bedenken gut verstehen, denn genau hier kommt man nämlich an die Grenzen des Bildungssystems. Schulstunden sind auf 45 Minuten reduziert. Mit solch einer Struktur hat man recht wenig Freiheiten mal ein Projekt zu starten. Also eine Lösung wäre: Die Schulen müssen einen Rahmen schaffen, damit man eben auch die neuen Medien und Unterrichtsmethoden einsetzen kann.

Generell hoffe ich aber, ein wenig von meiner Begeisterung rübergebracht zu haben und bald spannende Fremdsprachenblogs zu lesen. Außerdem freue ich mich natürlich wie immer gern über Kommentare. Sollten die Teilnehmer meines Workshops diesen Beitrag lesen, freue ich mich auch über konstruktive Kritik zu meiner Art der Präsentation.

Zum Schluss möchte ich noch Herrn Deeken und seinem Team danken, die die Organisation vor Ort übernahmen und es ermöglichten, dass auch wirklich jede Gruppe über Internetzugang und ausreichend PC´s verfügte.

13 Kommentare zu „Mein erster Workshop für Lehrer“

  1. Hallo Melanie,
    Lehrer sind ein eigenes Völkchen 🙂 Ich gehöre selbst dazu und bin positiv überrascht, dass ein Kollegium sich einen ganzen Tag mit den (nicht mehr sooo) neuen Medien beschäftigt.
    Von ’neuen‘ Lehrern höre ich oft „jetzt auch das noch…“, wenn sie mit der ganz normalen Unterrichtsvorbereitung und -durchführung ziemlich ausgelastet sind. Die Referendare blocken auch (neben Seminar, Unterrichtsbesuchen, Schulrecht etc. bleibt kein Freiraum für so was). Ältere Kollegen befürchten leicht, dass ihre Unterrichtserfahrung nichts mehr wert sein soll. Dazwischen gibt es die Freaks mit eigenem Server (eher technisch fixiert), ’normale‘ Mailverschicker u.a.m.
    Nur wenige (meistens die mit Kindern im Schulalter) sehen etwas deutlicher, dass ich die (Medien-)Welt zwar toll oder doof finden, sie aber nur sehr begrenzt beeinflussen kann. Aber wenn ich mich darin ein bisschen auskenne, kann ich das darin leigende Potential nutzen, um ‚meine‘ Inhalte zu vermitteln.
    Gerade die Fremdsprachenkollegen könnten tolle Sachen mit digitalen Medien anstellen, aber irgendwie scheint bei manchen mit der Verbeamtung auf Lebenszeit auch die Fantasie nachzulassen.
    Das Argument mit der PC-Nutzung im Unterricht habe ich auch schon gehört. Wir sollen unsere Kids auf das sog. Leben nach dem Abitur vorbereiten. In welchem (qualifizierten) Beruf benötige ich dann aber keine PCs? Lehrer?

  2. Hallo Melanie,
    danke dir für den Bericht und den Input, den wir erhalten haben.
    Ich denke schon, dass einige Kollegen die neu erlernten Tools einsetzen werden, auf lange Sicht wird kein Weg daran vorbei führen. Wie, wie oft und wann genau muss jeder für sich selbst entscheiden.
    Dass nicht alle Kollegen die eigene Begeisterung sofort teilen, ist doch ganz normal, und man muss sich ja auch mit einigen Hindernissen um Real Live herumschlagen.
    Aber das Interesse ist geweckt und wir werden bestimmt in dieser Richtung weiter machen, die Kurzevaluation die wir durchgeführt haben, hat das bestätigt.
    Hier die ersten Blogs, den ersten davon werde ich am Montag gleich im Unterricht einsetzen, der Zweite muss noch mit Sinn gefüllt werden:
    http://neuemusikim20jh.blogspot.com/
    http://teachingmusic2day.wordpress.com/

    Gruß

    der twitternde Musiklehrer 😉
    @tastenspieler

  3. @wolfgang also jetzt muss ich doch mal die Lehrer vor ungerechtfertigter Pauschalkritik in Schutz nehmen: Die Fantasie geht nicht mit der Verbeamtung verloren. Die Fantasie wird frustriert weggepackt, weil vieles Fantastische an Systemgrenzen sich die Nase wundscheuert und zu ewigen Konflikten führt, und: weil dieser Wahnsinns-Schulalltag wegen seiner Belastung häufig nur mit diszipliniertester Routine zu bewältigen ist. Und Routine ist der Feind der Innovation.

  4. @lisa
    Wieso Pauschalkritik? Ich unterscheide zwischen neuen Kollegen, Referendaren, älteren Kollegen, Freaks… Ich mag auch keine Pauschalkritik und kein Lehrer-Bashing, aber ich sehe an meiner und anderen Schulen, dass es z.T. erhebliche Widerstände gegen Veränderungen gibt.
    Das mit der Fantasie und der Verbeamtung habe ich manchen (nicht allen und auch nicht der Mehrheit der) Kollegen unterstellt – ich bin übrigens auch verbeamtet 😉
    Du bist im Bereich Lehrerbildung aktiv. Geh mal in den Kopierraum einer Schule. Ab und zu finde ich da ein Arbeitsblatt, das sicher schon etliche Runden des Recycling auf dem Buckel hat. Es sind nur wenige Kollegen, die das im größeren Stil so machen, das weiß ich – und die gibt es in Firmen auch noch hier und dort. Aber kann ich meinen Schülern über fünf oder zehn Jahre immer wieder dieselben Materialien vorsetzen? Werde ich so meiner Zielgruppe und ihrer Situation gerecht?
    Ich versuche meinen Schülern bei Frust zu vermitteln, dass sich die minimalen Spielräume (als Schüler) nur mit Fantasie und Kreativität sinn- und lustvoll nutzen lassen. Das gilt – finde ich – auch für uns Lehrer. Klar muss ich diszipliniert arbeiten. Klar entwickle ich Routinen. Aber Disziplin und Routinen lassen sich durchaus fantasievoll gestalten, oder?
    Und der Wahnsinns-Schulalltag… Vor meiner Lehrertätigkeit habe ich als Ingenieur gearbeitet. Wenn ich mir den Alltag meiner früheren Kollegen anschaue, kann ich nicht über meine Situation klagen: Arbeitsplatzgarantie, ein hohes Maß an Freiheit bei der Unterrichtsgestaltung, familienfreundliche Arbeitszeiten… Das ist nicht mein Hobby, sondern mein Beruf. Ich bekomme Geld dafür. Und es wird eine Gegenleistung erwartet. Im Video in Melanies Beitrag kommt der wesentliche Punkt dran: Schüler auf Berufe vorbereiten, die es noch nicht gibt, in denen sie Technik einsetzen sollen, die noch nicht entwickelt wurde, um Probleme zu lösen, die noch gar nicht als Probleme erkannt sind. Das halte ich für eine tolle pädagogische Herausforderung. Wie kann ich das Alte (i.S.v. Wertvolle) an die unter völlig anderen Umständen heranwachsenden Kids weiter vermitteln? Und das Neue (wieder i.S.v. Wertvolle) integrieren? Dazu muss ich Kreativität entwickeln, kann ich rumprobieren, testen, suchen, verwerfen, Fehler machen, Lösungsansätze finden… Niemand sagt, dass das einfach ist. Auch wenn unser Beruf vom Ansehen her bei manchen Leuten im Bereich der Gebrauchtwagenhändler liegt – das ist keine Pauschalkritik an Gebrauchtwagenhändlern und auch keine an Leuten, die etwas negativ über Lehrer denken 😉 – ist das Lehrerdasein letztliche ein anspruchsvoller Beruf.
    Ich glaube, dass Routine nicht immer der Feind der Innovation sein muss. Sie kann (in der richtigen Dosierung) die Belastungen des Alltags erträglicher machen, um mit der dadurch frei werdenden Energie die Spielräume bis zur Systemgrenze sinnvoll zu nutzen. Kann, wer dauerhaft seine Fantasie frustiert wegpackt, Schüler ernst nehmen und Lerneffekte erzielen?

  5. Pingback: Lehrerfortbildung: Digitale Medien können die Kollaboration fördern « Dotcom-Blog

  6. „aber irgendwie scheint bei manchen mit der Verbeamtung auf Lebenszeit auch die Fantasie nachzulassen.“

    Ist nun aber pauschal. Oder übersehe ich die (behauptete) Differenzierung nur? Oder braucht man nur bei einem Aspekt Diferrenzierungen, um danach schön pauschal um sich zu hauen? Tolle Taktik.

    Gibts dafür eigentlich auch noch die Belege, wie man sie bei jedem Schüler bei jeder Argumentation, Interpretation oder Analyse in jedem Fach und selbst bei einem einfachen 5-min-Vortrag verlangt? Weil einige verbeamtet sind und einige sich nicht mit bestimmten Medien und Darstellungsformen befassen wollen, wird ein unsinniger Zusammenhang hergestellt. Mögen Schüler vor diesem Unsinn verschont bleiben…!
    Die Logik dahinter lässt auch schlussfolgern, dass nicht verbeamtete Lehrer nur so die Ausgeburten an Kreativität und im Zusammenhang *hier* Massen von Blogs, PC-Nutzung etc. in/aus Berlin kommen müssen, denn verbeamtet wird hier schon seit Jahren nicht mehr. Allein die Relatität widerspricht dieser „Logik“.

  7. Au weia. Da habe ich wohl bei zweien (keine Pauschalisierungen, Belege s.o. ;-)) eine empfindliche Stelle getroffen. In aller Form stelle ich daher klar:
    1. Es gibt keinen mir bekannten, wissenschaftlich nachgewiesenen, eindeutig überprüfbaren Zusammenhang zwischen dem Maß der zur Verfügung stehenden Fantasie und dem Anstellungsverhältnis von Lehrern.
    2. Ich kann (auch ohne Nachweis durch Belege) nachvollziehen, dass es evtl. Kollegen geben könnte, die sich jahrelang am ‚System‘ gerieben haben und evtl. nur noch wenig motiviert sein könnten und daher evtl. nicht täglich ihr mximal mögliches Maß an Fantasie zur Unterrichtsgestaltung einsetzen.
    War das vorsichtig genug? Dann schreibe ich jetzt normal weiter (vorsicht, evtl. nicht p.c.). Ich hätte einfach gerne noch mehr Kollegen, die sich auch mal an neue Sachen rantrauen, die nicht sofort zurückzucken und auf die Arbeitsbelastung verweisen. Ich habe schon ganz viele davon. Ich glaube nicht, dass jeder alles ausprobieren muss. Ältere Kollegen haben schon so manche Sau gesehen, die mit großem Hallo durch das pädagogische Dorf getrieben wurde. Und danach war sie eben weg und die nächste stand schon bereit.
    Aber der Einsatz digitaler Medien ist für unsere Schüler nicht so etwas wie die Jojos, die Freundschaftsbänder, die Fussballbilder oder eine der anderen Moden, die alle Jahre kommen und auch wieder gehen. Sie sind zentraler Bestandteil beruflicher Qualifikation; wenigstens meiner Schüler (ich sehe durch die Gymnasial-Brille, möchte aber keineswegs anderen Schularten unterstellen, dass das dort egal sei). Deshalb harke ich darauf rum: Ich möchte, dass sie schon in diesem „Wahnsinss-Schulalltag“ Kontakt zu etwas bekommen, das ihnen im Studium und in der Berufswelt alltäglich begegnen wird. Ich möchte sie wenigstens ansatzweise auf Techniken hinweisen, die ihnen in Zukunft evtl. eine Hilfe bei der Suche und Strukturierung von Wissen sind. Nicht, weil das meine persönliche Wiese ist, die ich am schönsten finde. Sondern weil die ‚bewährten‘, bisherigen Methoden nicht mehr ausreichen.
    Könnt ihr (Lisa und Björn) das nachvollziehen? Ich fand es klasse, dass die Kölner Melanie & Co. eingeladen haben. Ganz nüchtern betrachtet werden eine sehr überschaubare Zahl der Kollegen dort etwas von den vermittelten Techniken in ihren Alltag übernehmen. Mehr erwarte ich aber auch nicht. Schule ist ein träges System mit Änderungszyklen von fünf bis zehn Jahren. Die Technik ändert sich etwas schneller, eher im Zyklus von zwei bis fünf Jahren. Das führt in der Praxis schnell und häufig zu gewissen Verwerfungen. In dieser Situation versuche ich nun fantasievoll zu handeln (nicht die Welt zu retten). Und ich weiß nicht, wie die Berliner Situation ist, sondern spreche auf der Grundlage meiner Schulerfahrungen (die nicht repräsentativ sein müssen). Entspannt euch, liebe Kollegen, genießt den Sonntag 🙂

  8. @wolfgang klar: ich kenne den Betrieb, war ja selbst 20 Jahre mit voller Stelle drin. 😉 „Ich versuche meinen Schülern bei Frust zu vermitteln, dass sich die minimalen Spielräume (als Schüler) nur mit Fantasie und Kreativität sinn- und lustvoll nutzen lassen. Das gilt – finde ich – auch für uns Lehrer.“ Da hast Du vollkommen Recht! Man muss aber einen shift im Kopf machen von der Vorstellung, dass man 30 Stunden Unterricht pro Woche (samt Korrekturen und Konferenzen) nur mit Routine über die Bühne kriegt, zu einer Vorstellung, dass man – wenn man die Freude dran behalten möchte – wenigstens immer in einem Teil dieses Unterrichts mit Neuem experimentieren muss. Viele klammern sich an ihre Routine, um sich vor dem Burnout zu schützen. Das verstehe ich. Man muss lernen, dass man erstmal etwas mehr investieren muss, bevor „es sich rechnet“. Und dieses Mehr traut man sich nur, wenn man Vertrauen hat, dass es nach einer Weile tatsächlich besser wird. Ich habe zum Schluss fast die Hälfte meines Unterrichts projektartig gearbeitet. Das hat mich viel Zeit gekostet, denn gute Projektarbeit will auch gelernt sein. Ich musste mir das per trial and error beibringen, weil es in meiner Ausbildung nicht vorkam. Es wäre schon eine große Entlastung, wenn Web 2.0 und Projektlernen selbstverständlicher Bestandteil in der Ausbildung wären.

  9. Ich glaube inzwischen, dass die Kritik an den faulen, auf Sicherheit bedachten oder fantasielosen einzelnen Lehrern nicht weiterführt, denn sie schiebt die „Schuld“ auf die Einzelnen. „Die“ Lehrer sind als Gruppe aber vom System geprägt – ebenso wie „die“ Schüler. Wenn wir nur einzelne (schlechte) Personen ausmachen, dann können wir nur normativ von den Personen verlangen, sie müßten sich ändern. Wir wissen aber, dass Menschen sich nicht ändern, bloß weil andere es verlangen. Wir müssen also immer auch sehen, dass die Systemgrenzen gedehnt und verschoben werden durch expansive Erfahrungen mit Neuem. So werden Schüler, die in Projekten und mit Neuen Medien erfahren haben, dass es Spaß macht zu lernen und dass sie etwas lernen, was mit ihnen selbst und nicht bloß mit dem Kanon / Lehrplan zu tun hat, fordern, dass sie mehr davon kriegen. Und ebenso Eltern. Und ebenso Lehrer, denen im Lernen 2.0 – Modus der Unterricht auch mehr Freude macht, sich nicht wieder nehmen lassen wollen, was sie entdeckt haben. Wenn eine Schule aufgrund solcher Erfahrungen z.B. ihren Unterricht generell in Doppelstunden organisiert, um solches Arbeiten zu ermöglichen, dann hat sie schon einen guten systemischen Veränderungsanfang. Viele Schulen tun übrigens genau diesen Schritt. Er sieht klein aus, kann aber große Folgen haben.

  10. Hallo an alle,

    danke für die Reaktionen, aber immer langsam. Jeder kann doch hier seine Meinung sagen und wenn man sich hier zu einzelnen Aspekten äußert, dann gibt man doch eher allgemeine Äußerungen von sich. Also ich habe Wolfgang schon verstanden. Er schert auch nicht alle Lehrer über einen Kamm, aber anscheinend gibt es prozentual viele, die während ihrer Lehrertätigkeit ihre Kreativität verlieren, weil eben das System die Lehrtätigkeit kaputt macht oder man, um irgendwie ordentlichen 45 Minutenunterricht zu machen, routiniert wird. Also dies geht v.a. jetzt an Björn: Bitte bei der Argumentation sachlich bleiben.
    Letzten Endes geht es ja bei dem Einsatz der neuen Medien, also Internetrecherche, Nutzen von Blogs, Wikis oder Podcasts darum, dass diese nicht mehr aus der Schule verbannt werden können. Denn diese Medien und der Umgang mit ihnen werden nun mal heutzutage in vielen Berufen vorausgesetzt. Es ist doch bei dieser Diskussion egal ob man verbeamtet ist oder nicht. Es geht darum, dass man als Lehrer eine gewisse Verantwortung hat und auch eine Aufklärungsverantwortung. Damit geht einher, dass man den Kids eben klar macht wie man mit seinen Daten umgeht, was man bei Foto- und Musikrechten etc alles beachten muss. Und dies geschieht wohl am besten in der Praxis. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle Lehrer egal welchen Alters und egal in welchem Status sie sind, sich für die neuen Medien interessieren sollten.
    Genau deshalb fand in der KAS die Fortbildung statt und ich freue mich, dass die Lehrer dort dem ganzen offen gegenüber standen und in Zukunft schauen, wie sie diese Werkzeuge im Unterricht integrieren, um eben eine adäquate Medienkompetenz zu vermitteln.

  11. Man, eine interessante Diskussion! Ich möchte noch eine andere Möglichkeit aufzeigen. Aber erst einmal finde ich es sehr interessant, wie ihr das in Köln organisiert habt, das lädt zur Nachahmung ein!

    Ich kann auch die Kollegen verstehen, die im Workshop ein wenig überrollt wurden Wiki, Blogs, RSS, Podcast,… und nun auf einmal alles beherrschen? Puh, ich habe dafür knapp 2 Jahre gebraucht, um auf meinen jetzigen Stand zu kommen. Ich glaube ein gangbarer Weg wäre es, wenn Social Media eingeführt werden soll, etwas „altes“ aufzugeben, ansonsten würde man sich nur zusätzliche Arbeit machen.
    Ein Beispiel: Herkömmlich werden in einem 100 köpfigen Kollegium 100 mal Mitteilungen kopiert und diese Nachrichten werden in die Fächer der Lehrkräfte verteilt, vielleicht werden auch 100 E-Mails verschickt. Stellen 5 Kollegen Rückfragen an den Versender, bekommt dies die übrigen Kollegen nicht mit. Ebenso werden teilweise „unnötige“ Meetings gehalten, bei denen es sich vielleicht auch „nur“ um Abstimmungen handelt. Ich kenne einige Lehrer die das Wort Meeting am liebsten als Unwort des Jahres sehen würden, da viel „belangloses“ Zeug besprochen wird und alle müssen dafür antanzen. Wie wäre nun die Vorstellung einiges an Kopierkosten, Meetingzeit, Abstimmverfahren, etc. über Bord zu werfen und dafür ein Weblog (offen oder nur für das Kollegium) zu starten?
    Ich meine wenn man für offensichtliche Probleme eine Lösung anbietet, könnte man die Akzeptanz dieser Medien deutlich vergrößern. Der Umgang damit wird ebenso geschult und vielleicht kommt der ein oder andere Kollege auf die Idee ein Blog auch im Unterricht einzusetzen. Und vielleicht wollen einzelne Fachgruppen dann auch „ihr“ Blog haben, um miteinander zu kommunizieren… Naja, und die Schulleitung will dann auch den Überblick behalten und dafür gibt es RSS-Feed. Hoppla, die Schule hat sich auf einmal auch virtuell vernetzt! Ich gebe zu, dass ist eine idealisierte Vorstellung von mir. Der Kern meiner Aussage soll aber heißen nicht alles auf einmal, sondern erst da Web 2.0 Werkzeuge einsetzen, wo man am meisten bewirken kann!

    Freundlich grüßt
    Thorsten S.

  12. Pingback: Blogparade zum Beruf des Lehrers - Literatenmelu

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